Der Autor und Kabarettist Frank Goosen ist mit seinen Bestsellern zum Kultautor des Ruhrgebiets geworden. Mit Radio Heimat ist gerade ein zweites Werk verfilmt worden. ABSOLUT TRAVEL sprach mit ihm über die Dreharbeiten und Imageprobleme seiner Heimat.
Am 17. November kommt mit Radio Heimat in der Regie von Matthias Kutschmann ihr zweiter Film in die deutschen Kinos. Waren Sie in die Dreharbeiten involviert?
Nein, das habe ich auch diesmal dem Profi überlassen. Ich war einmal zu Besuch beim Dreh, habe mich da aber zurückgehalten, weil es nichts Schlimmeres gibt, als wenn jemand, der eigentlich keine Ahnung, ständig seinen Senf dazu gibt. Ich habe aber das Drehbuch vorab gelesen, und Matthias hat mir schon sehr früh einen Rohschnitt des Films gezeigt, von dem ich sehr angetan war.
In Radio Heimat beschreiben Sie das überholte Kohle-Kumpel-Malocher-Klischee, das dem Ruhrgebiet nach wie vor anhaftet. Gleichzeitig wird genau das mit Aktionen wie dem 1. Tag der Trinkhallen, der in diesem Sommer gefeiert wurde, bedient. Wie haben Sie den Tag erlebt?
Ich habe auf dem Sofa gesessen und gelesen. Abends war ich auf einem fünfzigsten Geburtstag eingeladen. Ich finde es nicht schlimm, dieses Klischee dann und wann zu bedienen. Jede Identität basiert auf vergangenen Erfahrungen. Unsere Vergangenheit von Kohle, Stahl und Selterbude macht uns einzigartig, so wie der Hafen die Hamburger und die Almen die Bayern. Es ist nur wichtig, auf dieser Basis einen Dreh in die Zukunft zu finden.
Der Regionalverband Ruhr hat gerade die Ergebnisse eine Imagestudie veröffentlicht, in der die Befragten das Ruhrgebiet als traditionsbewusst, authentisch und zupackend beschrieben haben. Andere Gegenden Deutschlands bekamen die Attribute modern, innovativ und weltoffen. Ärgert Sie das?
Ich denke mal, auch Bayern wird man durchaus als traditionsbewusst ansehen. Tatsächlich aber gelten wir nach außen immer noch nicht als kreatives Ideenlabor. Das wir zum Teil durchaus sind. Sich über so ein Image zu ärgern bringt nichts. Das sollte Ansporn sein, dieses Bild weiter zu korrigieren. Wir haben es selbst in der Hand. Wir sind schon arm, jetzt müssen wir nur noch sexy werden. So wie Berlin es mal war.
In Bezirken wie Duisburg Ruhrort oder im Dortmunder Kreuzviertel etabliert sich eine junge lebendige Kreativszene. Es ist viel in Bewegung. Wagen Sie eine Prognose? Wie wird das Ruhrgebiet in 15 Jahren aussehen?
Ich kann nur hoffen, dass es gelingt, dieses Potential weiter hier zu halten und dass diese Leute nicht alle irgendwann frustriert sind und doch wieder nach Hamburg, Berlin oder München abwandern.
Foto Goosen: philippwente.com
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